Ein Tag in der Wüste

von Uma

 

Hellrot am gelbgrauen Horizont, Menschen schlängeln sich aus ihren Schlafsack, kriechen aus ihren Zelt, begrüßen Sonne, Sand und Luft, die geschwängert ist vom Rauch des Feuers, in dem exotisch riechende Hölzer verbrannt werden. Sie kommen um das Feuer zusammen, schlürfen heiße Getränke, tunken selbst gebackenes Brot in Marmelade, Käse oder Olivenöl. Einer teilt etwas, was ihn daran erinnert, dass es neben der rational zu erfassenden Welt noch eine des Herzens und der Verbundenheit gibt, wie wertvoll doch ein Mensch und das Leben an sich ist.


Heute wird entschieden den Vormittag weiter zu ziehen, die Rucksäcke werden gepackt, die Küchenutensilien eingetütet und die Dromedare beladen. Die kleine Karawane schaukelt durch den Sand, bei jedem Schritt, ertönt ein Plopp vom Teekessel, der den Couscoustopf berührt. Die Entscheidung, weiter zu ziehen, wurde so getroffen, dass jeder des Trecks seine Bedürfnisse einbrachte und von alle Personen gehört und ernst genommen wurde. Dass es Lösungen gibt, die für alle passen und Bedürfnisse von allen in der Gruppe erfüllt werden, ist neu für einige der Wüstenwanderer. Sie tauschen sich beim Laufen aus, wie entspannend so eine Form des Miteinanders ist. 

Mittags hält die Karawane zwischen „Bonsaibäumen“. Einige lassen sich in den Sand auf eine der Beduinenmatten fallen und entspannen. Drei der Reiseteilnehmer sammeln zusammen mit einem lang gewachsenen, fast dunkelhäutigen Beduinen Gestrüpp zum Feuermachen. Eine Frau mit Safarihosen und voll gefüllten Außentaschen kniet vor einem Holzstapel und bläst in die kleine Flamme bis sie sich ins zerklüftete Holz weiterfrisst. Ein Mann mit Bart notiert sich Worte in eine Büchlein, ein Frau mit einem Schal auf dem Kopf tupft mit einem Pinsel Farben in Ocker und Creme auf einen kleinen Block und die lockige, junge Frau knetet zusammen mit einem Beduinenjungen den Teig für das Brot.

Der Duft des Mittagessen lockt alle heran, Menschen sitzen zusammen, plaudern. Die Frau mit dem Turban geht mit ihrem Teller auf eine kleine Düne. Die Kargheit der Landschaft unterstützt die Geschmackswahrnehmung. „Mhhm!“ „Lecker!“ ertönt es. Menschen stellen Teller zurück, stehen auf, suchen sich Plätze unter Büschen, hinter kleinen Sandhügeln oder am verglimmenden Feuer. Schläfchen, Träumen, Schreiben, Malen, einfach nur Sitzen und in die Weite der Umgebung Schauen. Die Stille beruhigt die Gedanken, die Weite schafft Raum im Inneren.

 

Wieder lockt ein Duft die Menschen ans Feuer: Bei Tee, Kaffee und Plätzchen berichten Menschen von sich, fragen nach, wie denn Gewaltfreie Kommunikation in einem persönlichen Konflikt und im inneren Dialog anzuwenden wäre, hören anderen empathisch zu, machen Pläne, wie diese Erfahrung auf den Alltag zu übertragen ist.

Drei der Beduinen schauen mit ihren großen braunen Augen in die Runde. Ihre Blicke lassen auf vorurteilsfreie Neugierde schließen. Einer klopft sich mit der Hand auf sein Herz. Hier können sie ihr Mitgefühl ausbreiten, keiner der Reisenden wird sie wie Personal behandeln, das für mehr Champagner zu sorgen hat.

Menschen sitzen noch immer, berühren sich, fragen nach, interessieren sich. Die Gesichter werden weich, die Zuneigung unter den Reisenden wächst, während die Guides, wild gestikulierend buntes Gemüse für das Couscous schneiden.

Einer nach dem anderen verlässt die Nachmittagsrunde: noch eine Kanisterdusche nehmen, etwas notieren, sich einen Pullover holen, den Schlafsack ausschütteln oder von einer hohen Düne zu beobachten, wie die Sonne versinkt und „die Nacht fällt“, wie die Franzosen sagen.

 

Gemeinsames Essen, Menschen teilen, was sie heute besonders erfüllt und auch, das was sie bedauern. Sie hören sich zu, freuen sich und fühlen mit. Lachen, Singen, Trommeln, Murmeln, Feuerknistern durchdringen die Dunkelheit und ebben wieder ab bis sich die laute Stille unter dem unzähligen Gewimmel von Sternen ausbreitet...

 

 

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